Korkyra Melaina, so wurde sie im 5. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern getauft, ist eine waldreiche Insel in der südlichen Adria. Spuren ihrer Besiedlung sind im Psephisma von Lumbarda enthalten, der ältesten erhaltenen Inschriften in diesem Teil Europas, einem steinernen Denkmal, das von der Landverteilung für den Weinbau zeugt – eine Kultur, die auf der Insel seit über 2.500 Jahren gepflegt wird. Diese historische Spur bestimmt Korčula sowohl traditionell, als auch philosophisch als Weinbaugebiet. In der Mitte der Insel, aus über dem Berghang verstreuten Steinhäusern bestehend, befindet sich Čara, eine kleine mediterrane Ortschaft, in der Wein als größter Reichtum und Spur einer langen Geschichte gehütet wird. Von illyrischen Steinhäufen und spuren antiker griechischer und römischer Zivilisation geprägt, ist Čara eine der vier ältesten Ortschaften auf Korčula. Der Zeitpunkt ihres Entstehens ist nicht bekannt, als Pfarre wird sie jedoch 1329. zum ersten Mal archivarisch erwähnt. Die Geschichte von Čara reicht weit in die Vergangenheit zurück und erzählt uns von den Menschen, der Insel und dem Wein.
Der Wein, der sich jetzt vor Ihnen im Glas befindet, erzählt Geschichten und Legenden aus Čara – Paradigmen eines Lebens, wie es sein sollte. Er erzählt von der Erscheinung der Muttergottes vom Čarer Feld, der größten heiligen Stätte der Marienverehrung in der Gespanschaft Dubrovnik, wovon auch ein Alabasterstein zeugt, auf dem Szenen aus dem Leben Jesu Christi abgebildet sind. Dieser befindet sich in einer kleinen Kapelle in der Mitte des Čarer Feldes und wurde 1686 am Ufer der Čavić-Bucht gefunden, dem Ort der Marienerscheinung. Er erzählt auch von der ältesten Zypresse in Dalmatien, einem sich unter Naturdenkmalschutz befindenden alten Baum, der in verschiedenen Zivilisationen als Symbol des Mutes, der Standhaftigkeit und der Wiedergeburt galt. Er führt Sie zurück ins 11. Jahrhundert und erzählt Ihnen die Legende von den neun Brüdern und ihrer Schwester Crnomira, die sich zum Schutz ihrer Landsleute gegen den venezianischen Fürsten erhoben hatten. Drei der neun Brüder wurden hingerichtet, die übrigen endeten als Rudersklaven auf venezianischen Galeeren, ihre Geschichte lebt aber bis heute fort und ist seit Jahrhunderten kennzeichnend für Čara. Er verbindet Sie auch mit dem ungläubigen Thomas, einem Altarbild des Renaissance-Künstlers Leonardo Bassano, über das in den Archiven zu lesen ist, es solle von der armen Bevölkerung von Čare gekauft worden sein (heute befindet es sich in der Sankt Petri Pfarrkirche). Er vergegenwärtigt Ihnen das verborgene Leben in den steinernen Villen des 15., 16. und 17. Jahrhunderts, vor allem aber erzählt er die Geschichte vom Pošip – einer autochthonen Sorte von der Insel Korčula, aus der dieser Wein gekeltert wurde. Pošip ist durch natürliche Kreuzung aus zwei anderen autochthonen Rebsorten entstanden – der Zlatarica und der Bratkovina, von denen er der Zlatarica sein Potential an hohem Zucker verdankt, der Bratkovina seine Säuren. Sein genetischer Ursprung wurde durch die Methode molekularer Marker von der Agronomischen Fakultät in Zagreb bestätigt. Es handelt sich um eine der seltenen Sorten, bei denen Ort und Zeit der Entstehung genau festgestellt werden können. Es ist auch der erste gesetzlich geschützte kroatische Wein, der darüber hinaus dieses Jahr (1967-2017) den 50. Jahrestag seines Schutzes als Wein der Weinlese 1965 feiert. Dieser Wein verbindet Sie auch mit dem Mittelmeerraum, als unversieglicher Quelle dauerhafter Werte, aber auch mit dem Bauern aus Čare, der im Pošip diese Werte erkannt hat. Er lädt ein, Korčula zu besuchen, diese geheimnisvolle Insel im undendlichen Blau, fest verankert im reinen Meer, eingetaucht in den Duft mediterraner Pflanzenwelt, mit Olivenöl gesalbt und mit Feigen und Johannisbrot versüßt – eine Insel, die dem Weinbau ihr Schicksal und ihr Leben verdankt.